Quellen |
- [S3] Sonstiges.
So wie in den anderen Dörfern hat die Reformation ihre Spuren hinterlassen.
Die Stiftsfehde zwischen dem Herzog von Braunschweig und dem Hildesheimer Bischof wütete ringsum.
Religionskriege tobten weiterhin auch in der Zeit der Reformation in unserer Heimat. Herzog Heinrich der Jüngere, der in Norddeutschland noch als einziger Fürst katholisch geblieben war, wurde von evangelischen Fürsten, die sich zum Bund von Schwalkalden zusammengeschlossen hatten, hart bedrängt.
1542 besetzten Philipp von Hessen und Johann Friedrich von Sachsen das Braunschweiger Land, der katholische Gottesdienst wurde abgeschafft und die neue Lehre eingeführt. Nach einigen Jahren kehrte Herzog Heinrich in sein Land zurück und verjagte die evangelischen Geistlichen. Jetzt mussten unsere Bauern wieder katholisch werden, wieder verwüsteten neue Kämpfe unsere Dörfer. Erst als 1568 der alte Herzog starb und sein Sohn Julius den Thron bestieg, wurde die Reformation im Lande Braunschweig eingeführt.
In diesem Jahre kam von Greene der Pastor Johannes Strubius an unsere Kirche. Er starb 1595 und wurde in der Kirche begraben. Auf seinem Grabstein hat folgende lateinische Inschrift gestanden:
I Epitaphium in obitum reverendi viril Domini Johannis Strubii, verbi divini in Nahnsen praefecturae Graenensis pago quondam ministri fideles, qui I. Apr. A. C. MDXCV ministerii sui XLIV aetatis patriam feliciter emigravit.
2. Verbs EST Westphalicis agric detissima terries, Beckenum Heic vitae coepit origo meae, Me juvenem cari voluere subire parentes, Vota cuculligero quae generi esse solent. Quum vero puri superaret concio verbi ET vires caporet dogma, Luthere, tuum, Impia tuae laetus monachorum claustra reliquit Finibus adpellens, Brunonis ora, tuis. Heic advententem sortis mose aura secunda Excipit ? adscendo pulpita praeco novus. Lambspringum sibi me pastorum seligit: illic Pouere primitias me pia fata jubent. Hinc pagus Wetborn me suscipit, EST que repente Heic mihi legitime femina juncta toro.
Haec inter mystas nona res, durante Papatu, Illa periclorum plenaque visa fuit.
Led Dominus lecitis conautibus adfuid, arcens Abs humeris tutor saeva pericla meis. Post Grenam pergo fatis voloentibus. Illic Amos sex pavi pastor ovile Die, Henricus donec cognomine junior ille Claude ret extremum, morte vocante, Diem.
Dieses Grabmahl ist nicht mehr vorhanden. Die oben angeführten Teile der früheren Inschrift sind abgedruckt in den Braunschweigschen Anzeigen vom Jahre 1759 Sp. 713 ff.
Eine Ãœbersetzung der lateinischen Distichen lautet in Versen:
In dem westfälischen Lande liegt eine reiche Stadt,
Beckenem, wo meines Seins Ursprung begonnen hat.
Dass als ein Jüngling, so wollt` es das teuere Elternpaar,
Kuttengelöbnis ich tat, Brauch des Geschlechtes war.
Als die Verkündung des reinen Wortes die Oberhand nahm
und, o Luther, Dein Wort größere Kräfte bekam,
damals an diesem Land, Brunos Küste, voll Freude.
Dort bei dem Ankommen wehte ein günstiger Lufthauch mich an,
neu als ?Künder? nun stieg` ich zu der Kanzel hinan.
Später Lamspringe dann wollte das Hirtenamt mir verleihen,
wo mir ein frommes Geschick schenkte die ersten Weihen.
Darauf der Wetteborngau übernahm mich, und mit der Braut
wurde ich dort unverweilt ehe gesetzlich getraut.
Dieses Ereignis erschien, da das Papsttum in Herrschaft war,
ganz außerordentlich neu, sicher nicht ohne Gefahr.
Doch dem erlaubten Versuch nicht fehlte der Beistand des ?Herrn?,
wie ein Beschützer er hielt Leid meinen Schultern fern.
Greenewärts führt mich das Walten meines Geschicks und ich werde
sechs Jahre lang auch daselbst Hirte von Gottes Herde,
bis jenes Heinrichs, welcher den Namen ?der Jüngere? trägt,
Auf des Todes Geheiß irdische Stunde dann schlägt.
Die Kirche, in der zuerst die Lehre Luthers verkündet wurde, steht nicht mehr. Wir wissen nicht, wann sie einst an der Stelle der St. Jürgen-Kapelle errichtet ist, doch können wir uns nach alten Schriften ihr Aussehen vorstellen: Das rechteckige Schiff unten aus Bruchsteinen gemauert, darüber Fachwerkwände, das Dach mit Sollinger Platten gedeckt. Der Bodenraum diente zur Aufbewahrung von Korn. An Gerät werden 1542 nur
2 Kelche und eine kupferne Monstranz angegeben. Dicht daran stand auf der linken Seite der massive Turm, auf der rechten Seite die Sakristei. Es waren schon 2 Glocken da: Die älteste ist 83 cm hoch und 101 cm breit. Am Halse steht unter einem Zackenornamentstreifen die Antiquaschrift: ?1620 anno Henricus Strubius, Pastor. Eitel Bringmann. Harmen Bünger, Zacherias Luri. Antonius Sattler?. Rings um die Flanke sind ein Rankenband, noch tiefer Maria mit Kind, Kruzifix, Kreuz und Schild und die Meistermarke P(gezeichnete Glocke)H.
Die andere Glocke ist 75 cm hoch und 90 cm breit. Am Halse steht unter einer Blattreihung die Inschrift: ?Georgius Fridericus Nagelius, Pastor. Johannes Strubius, Aedituus. Zacharias Luri. Henrich Bünger, Diaconi. M. Christoffel Kleinmann von Lemgo. Anno 1661. Auf der Flanke ist jederseits ein verziertes Kreuz zwischen ?Crux Christi nostra corona?, am Schlagrand ( I ) Joh. V. ( v. 7.8.) tress sunt qui testeficantur in coela, pater, verbum at spiritus sanctus, et hi tres unum sunt. Huic triono sit gloria in secula.
In dem Hauptbuche aus dem Jahre 1746 wird von der alten Kirche angegeben: An Büchern finden sich: Hosiandri Biblia, die alte und neue Kirchenordnung, die Augspurgische Konfession, ein altes und ein neues Buch, darin die Getauften, Copulirten und Verstorbenen geschrieben werden, und das Hauptbuch zum Kirchenrechnungen.
An ?Kirchen ? Ornat und Geräte? waren vorhanden : Eine alte Uhr, welche wenig mehr nützet, ein großer silberner übergüldeter Kelch mit einer solchen patente, ein ganz kleiner dito, mit einer silbern patente, eine zinnerne Weinflasche, darin 1 Quart gehet, eine alte blecherne Oblaten Schachtel, ein rotes, ein grünes und ein weißes Laken von schlechten Linnen, noch ein kleines von feinen Linnen mit kleinen Kanten besetzt, ein Tuch von weißem Atlas mit doppelten goldenen Tressen besetzt, dessen die Altaristen bei der Kommunion sich bedienen, eine weiße Hand ? Quete bei der Taufe, ein gelbes Becken von Messing zum Wasser bei der Taufe, ein Schrank, darin die Kirchenbücher, Ornat und Register verwahret werden, ein kleiner Armkasten, stark mit Eisen beschlagen, zwei zinnerne Leuchter auf dem Altar, ein Klingebeutel von schwarzen Samt mit einer kleinen Schelle.
An Kapital besaß 1748 die Kirche 1285 Thlr. 20 gl. Ungewisse Einnahmen ?hat die Kirche nicht als von Stühlen. Stirbet ein Hausherr, so gibt der Nachfolger für einen Kirchenstand 6 mgl, stirbet eine Frau 3 mgl.?.
Bediente bei der Kirche waren die beiden Altaristen Hans Harm Brinkmann und Hennig Brinkmann.
In der Dorfbeschreibung von 1758 heißt es:
Die Pfarre in Naensen gehöret meinem gnädigen Fürsten und Herrn und wird dieselbe jetzo durch mich Arnold Conrad Boden versorget. Das Pfarrhaus ist 1710 errichtet, nachher ist eine Scheuer dazu gebauet, ist auch mit einem Kuh- und Schweinestall versehen, im Garten liegt ein Backhaus und auf dem Hofe eingemauerter Brunnen. Das Haus Geräte, was nicht Nagelfest, ist gehören dem Besitzer. Nach einem Bericht an das Konsistorium vom Jahre 1794 muß damals die Kirche schon sehr baufällig gewesen sein, denn es stand darin : ?Das Dach der hiesigen Kirche ist von einer so schlechten Beschaffenheit, dass es nicht nur bei entstehendem nassen Wetter durch bis unten auf den Fußboden in die Stühle regnet, sondern auch der obere Dielenboden so faul und unbrauchbar worden, dass sich kein Dachdecker darauf zu gehen getraut. Die Latten, worauf die Steine ruhen, sind wurmig und stockig ---.? Auch der Kirchhof muss böse ausgesehen haben, wird doch darüber geschrieben: ?Die Befriedigung des Kirchhofes ist eine höchst nötige Vorrichtung, da der Kirchhof beständig dem Umwühlen der Schweine und anderen Viehs ausgesetzt ist?. Die Kirchuhr wollte auch schon lange nicht mehr gehen. 1795 stellte J. H. Dietrich in Einbeck einen Voranschlag für die Reparatur über 40 Thlr. auf. Doch wird die Ausführung verblieben sein, hoffte doch jeder auf einen Neubau der ganzen Kirche. Im Jahre 1821 wurde die alte Kirche nach vielen hin und her abgerissen. Die Gottesdienste fanden jetzt in der Scheune des Ortsvorstehers Brinkmann statt. Er erhielt jährlich dafür 5 Thaler. Zum Neubau waren viele Vorarbeiten nötig. So wies der Forstmeister von Sutterheim in Holzminden das erforderliche eichene Bauholz an. Das Landes- Steuer- Kollegium in Braunschweig stellte 1824 auf Antrag einen Freipass aus, damit die Baumaterialien auf dem Transport von der Erlegung des Chausseegeldes befreit waren. Die genaue Rechnungsablage machte dem Pastor August Friedrich Ludewig Vetterlin das Leben sehr schwer.
Alle Bauern fuhren Holz und Steine umsonst. Den großen Steinquader über der Eingangstür schaffte der Wirt von Langenstruck heran, dafür soll er und seine Nachkommen den Kirchenplatz neben der Kanzel erhalten haben.
Fleißig waren die Steinhauer und Maurer, die Zimmerleute und Tischler am Werk, doch erst 1829 war der Bau mit 5179 Thlr. 5 gr. 4 Pfg. Gesamtkosten fertig. Ein besonderer Tag war es, als die beiden alten Glocken an ihren Platz hoch oben im spitzen Turm gebracht wurden. Wie kräftig mag das Dankchoral die neue Kirche durchhallt haben. Dieser Bau ist nur durch sehr großes Opfer aller Einwohner möglich gewesen. Nun schauten sie sich voll Stolz alles an: Den viereckigen, 28 m hohen Turm, das Mauerwerk aus verputzten Bruchsteinen, die Einfassungen und Gesimse aus Sandstein, das Dach mit den Sollinger Platten. Und dann erst drinnen im rechteckigen Raum mit der flachen Decke, den drei großen, rundbogigen Fenstern an jeder Seite, der hufeisenförmig vorgezogenen Westempore auf acht hölzernen dorischen Säulen, der Altarwand mit zwei Durchgängen zur Sakristei. Altar und Kanzel mit Blumen geschmückt, grüne Schlangenquirlanden an den Wänden, dicht gedrängt die Menschen in den Bänken. Wahrlich, sie konnten froh und stolz sein. Noch lange werden sie von diesem Tag erzählt haben. Zwei Maurer waren beim Bau 1824 ums Leben gekommen. Es waren der Maurergeselle Johann Ernst Probst aus Gandersheim und der Maurerlehrbursche August Stöckemann aus Ahlshausen.
Im Jahre 1827 ist der Sohn des Kleinköthers Christian Steinhof Johann Ernst *1818 von der Kirchturmtreppe gefallen und tödlich verunglückt. Schon nach acht Jahren im Jahre 1832 musste die Kirche repariert werden.
Von dem Gerät der alten Kirche war manches in die neue übernommen. Ein silberner Kelch aus dem Jahre 1707, ein Zinnkelch, die sechsseitige zinnerne Flasche mit Schraubdeckel, eine grüne Damastdecke von 1723, eine andere von 1732, das Taufbecken aus Messing und noch manches andere Stück.
Die Altarleuchter aus Messing wurden von J. E. Metge, Langenstruck, geschenkt, der sechsarmige Kronleuchter ist 1854 gestiftet, die beiden lackierten, mit Blumen bemalten Vasen tragen die Jahreszahl 1838.
Im Jahre 1857 wurde die, von Orgelbauer Bentroth in Seesen für 570 Thlr. erbaute Orgel aufgestellt. Als Organisten haben auf ihr gespielt: Kantor Scholle bis Kantor Jahn bis 01.10.1918, nach kurzer Zwischenzeit vom 01.10. bis 31.12.1918 Lehrer Deichman, Kantor Waßmus vom 01.01.1919 bis 13.10.1958, Hermann Waßmus, Kantor und Lehrer * 04.07.1894 in Oker + 13.10.1958. Die Orgel hat 11 klingende Stimmen, 8 auf dem Manual und 3 auf dem Pedal. 1953 wurde sie überholt und mit einer elektrischen Windlade versehen. In der Kirche hängt hinter Glas und Rahmen die Denkmünze eines Veteranen von 1813 bis 1815, der bei Waterloo und Quatrebras mit dabei war, von Ernst Bremer. Die Nachkommen wohnten in Texas ( Nordamerika ).
1911 erhielt die Kirche einen neuen Glockenstuhl im bayrischen Stil, der Form einer Zwiebel, welche in der norddeutschen Region äußerst selten vorkommt. Richtfest des neuen Glockenturms war am 5.9.1911.
Eine Bemerkung zum Läuten der Glocken um 1940. Die große Glocke wurde durch den Glöckner geläutet. Eine Glocke zum Läuten zu bringen, war nicht leicht, da sich der Klöppel immer mitbewegte. Bei uns in Naensen hatte man es einfach gelöst. Eine Zwille (Geffel) wurde zwischen Glockeninneren und Klöppel gestellt. Hatte die Glocke den nötigen Schwung, dann fiel die Geffel herunter und die Glocke läutete. Daran kann ich mich, August- Wilhelm Ebrecht * 14.11.1933 noch gut erinnern. Frau Strohmeyer, die Putzertante genannt wurde, läutete die 2. Glocke, indem sie einen Strick an den Klöppel gebunden hatte und damit zwischen den Glockenschlag der großen Glocke schlug. Dieses Zwischenläuten nannte man klöppeln. Mittags geschah das Läuten aus der Vorhalle der Kirche heraus. Das geschah mit einem Strick, welches durch den ganzen Turm ging. Löcher, durch die das Strick ging, müssen noch vorhanden sein. Zu meiner Zeit war der Glöckner der Barbier Hermann Strohmeyer * 15.4.1867 + 1946 verheiratet (1892) mit Karoline Hundertmark (Putzertante) * 4.7.1870 + 1943 (Haus Nr. 101). Die Kollekte wurde in Haus Nr.49 abgegeben, in dem der Kassenführer (ehemaliger Postkutschenfahrer) Karl August Strohmeyer (Karlonkel genannt) wohnte. (* 14.5.1871 + 1950). Als Totenfrau und Gemeideansagerin wirkte in Naensen die ?Maraienwesche? Marie Johanne Brinkmann, geborene Weiberg (* 2.4.1863 + 1938), die 2. Ehefrau vom alten Krusenbrinkmann, Haus Nr. 10. Das Treten des Belgens muss früher wohl der Küster getätigt haben. Zu meiner Zeit taten dieses zwei Konfirmanden. Der Kantor (Waßmus) machte durch einen Seilzug die Belgentreter darauf aufmerksam, wenn er Luft brauchte. Hatte er keine, dann haute er kräftig in die Tasten, welches die Belgentreter wohl hören konnten. (Auf dem Belgen lag ein großer Stein).
Während des Krieges und danach diente der Kirchenboden zum Trocknen von Heilkräutern, die von den Schulkindern gesammelt wurden. Während des Krieges wurden in der Schule auch Seidenraupen gezüchtet, welche mit Blättern von Maulbeersträuchern gefüttert wurden. Konfirmandenunterricht war in der Pfarre im 2. Raum neben der Küche. Hierbei waren die Sitzgelegenheiten Bretter, welche man zwischen die Wände gelegt hatte (ca. 4 bis 5 Stück). War kein Platz vorhanden, dann war der Konfirmandenunterricht auch in der Vorhalle der Kirche. Am Sonntag saßen die Konfirmanden auf den Bänken vor dem Altar. Einer sprach das Gebet ?Unseren Ausgang segne Gott?
Die Inneneinrichtung der Kirche
Früher hatten die Hofstellen Namenschilder, die später beseitigt wurden. Rechts vom Altar saß der Kirchenvorstand. Weddehagen und Langenstruck saßen auf der Empore links von der Kanzel. Die Konfirmanden saßen auf Bänken vor dem Altar. Seit 1925 erstrahlt bei Abendgottesdiensten elektrisches Licht. 1935 wurde die Turmuhr gründlich ausgebessert. Auch wurde in diesem Jahre eine Dampfheizung angelegt. Bei den Ausschachtungsarbeiten für den Kellerraum an der NW ? Seite der Kirche wurden Skelettteile von über 10 Personen gefunden, die in drei Schichten übereinander lagen, z.T. waren sie recht gut erhalten; z.B. einige Schädel mit allen Zähnen. Die Gräber waren nur ½ bis 1 ½ m unter der jetzigen Oberfläche. Da der Friedhof mehrere Male mit Erde aufgehöht sein soll, können die Gräber nur eine geringe Tiefe gehabt haben. Sie waren in einer Entfernung von 1 ½ bis 2 m von der Kirchenwand entfernt, doch lagen auch einige Knochenreste am und unter dem Fundament der jetzigen Kirche. Bei 2 Skeletten wurden Geldstücke mit der Jahreszahl 1814 gefunden.
Im 2. Weltkrieg musste unsere alte Glocke vom Jahre 1600 abgegeben werden. Dafür wurden am 1. Advent 1953 zwei neue Glocken geweiht. das Hochziehen auf den Turm wurde in einer kurzen Feierstunde von dem größten Teil der Gemeinde miterlebt. Jetzt wurde für alle 3 Glocken eine elektrische Läutevorrichtung angelegt. Da hat es der jetzige Küster Dorn doch viel leichter bekommen, wenn es zum Läuten nur unten in den Turm zu gehen und anzuknipsen braucht, während seine Vorgänger, bis Hermann Strohmeyer ( Putzer ) und seiner Frau (Putzertante genannt) hin, die vielen Stiegen hochklettern mussten und mit der Kraft ihrer Arme die Glocken zum Schwingen und Klingen brachten. Allerdings können nun nicht mehr die verschiedenen ?Schauer? geläutet werden, wie es vorher war.
Von Pfingsten bis Laurentius ( 10.August ) wurde jeden Sonnabendnachmittags die so genannte ?Hagelfeierstunde? abgehalten, danach war Werktagsruhe. Die Ursache war ein außerordentlich schweres Gewitter, das vor etwa 250 bis 300 Jahren zwischen Hils, Hube und Selter hielt und gar nicht weichen wollte.
- [S50] STA Wolfenbüttel.
StA Wolfenbüttel Akte: 39 Neu 6 Nr. 741
An das Hochfürstliche Kreisgericht in Greene
Gehorsamstes
Pro memoria
Da ich in alten Schriften vergeblich nach Nachrichten von unserer alten Kirche suchte, so hoffte ich, welche in dem Grundstein bei der Abbrechung zu finden, aber auch da wurde ich getäuscht, ich wünsche nun einige Nachricht aus unsern jetzigen Zeiten, auf unsere späteren Nachkommen zu übertragen den Stein über dem Haupteingang, welches Meister Laurentius für den sichersten Ort hält, sollten solche in einem bleiheren Kästchen anvertraut werden. Ich habe diesetwegen an das Hochfürstliche Konsistorium geschrieben und um Erlaubnis dazu nachgesucht. Hierzu bedürfte ich um auch die Namen der Herren des Fürstlichen Kreisgerichts Greene, warum ich gehorsamst bitte, mir solche gefälligst mitzuteilen, auch das, was derselben Geburtsort sicher betrifft. Da aber solcher Stein ohngefähr in 3-4 Wochen gelegt wird, so muss ich gehorsamst bitten, solche Nachrichten baldigst zu geben. Ich beharre mit vorzüglicher Hochachtung Erw. Wohlgeboren gehorsamster Diener August Vetterlein, Naensen, den 29. April 1824
An den Herrn Pastor Vetterlein zu Naensen
In Gemäßheit Ihres Schreibens vom 29. v. M. den Bau der dortigen Kirche betrifft, teilen wir Ihnen die gewünschten Nachrichten in folgenden mit: Kreisamtmann Ernst Friedrich Wilhelm Anton Spieß, geboren 1777 zu Beinum,
Amtmann cum voto Gottfried Carl Theodor Kühne, geboren 1783 zu Helmstedt
Elias Friedrich Bernhard Busfius?, geboren 1800 zu Braunschweig
Greene, d. 2. May 1824
Exped. 1214
Schwamm in der Naenser Kirche
Pr. 20.September 1829
An das Herzogliche Kreisamt zu Greene und den Herrn Superintendenten Guthe zu Greene
Aus dem Berichte der Herren Kirchenvisitatoren zu Naensen vom 28ten v. M. und dessen Anlagen, welche Hierneben zurück erfolgen, haben wir missfällig ersehen, dass durch versäumte Antragung des Erdbodens an der Nordseite der dasigen Kirche und durch gehemmten Luftzug in derselben das neu aufgeführte Kirchengebäude bereits vom Schwamme ergriffen, und deshalb die Einsetzung mehrerer neuer Ständer Riegel und Schwellen nöthig befunden ist. Wenn wir nun gleich hoffen, dass die angezeigtermaßen getroffenen Vorkehrungen sowohl, als auch die Wegnahme des angegriffenen Ständerwerks pp. Und dessen Vertauschung mit einem neuren, wofür bey den dringenden Umständen, die Kosten mit 47 Taler 18 ggr. 4 Pf. aus den Kirchenmitteln hierdurch verwilligt sind, das Übel hemmen werden; so haben doch die Herren Visitatoren über den Erfolg demnächst anhero zu berichten, inzwischen aber streng darüber halten zu lassen, dass die Kirchenfenster durch den Opfermann sofort es nur irgend die Witterung erlaubt, geöffnet werden.
Wolfenbüttel, den 9. September 1829 Herzogliche Braunschweig-Lüneburgsche Commission
Pr. 27. Januar 1831
An das Herzogliche Braunschweig-Lüneburgsche Kreisamt Greene und den Herrn Superintendenten Guthe zu Greene
Der Cammer-Baumeister Rabba zu Gandersheim die Tilgung des in der Kirche zu Naensen ausgebrochenen Hausschwammes betreffend
Gehorsamstes Pro Memoria
Ew. Wohlgeboren und Hochwürden hatte ich unterm 24ten August 1829 die Ehre über den in der Naenser Kirche an der Altarwand ausgebrochenen Hausschwamm meine damalige Anssicht gehorsamst mitzuteilen, auch einen Kostenanschlag über die nötigen Reparaturen vorzulegen. Obgleich ich nun hierauf von Ihnen nicht aufgefordert worden bin, mich um die Ausführung der durch den Hausschwamm veranlassten Baulichkeiten zu bekümmern, so bin doch noch einige Male in Naensen gewesen, um beim Aufräumen dem Entstehen des Schwammes weiter nachzuspüren und den Wortlauten anzugeben, was zur Vertilgung desselben für Maßregeln zu ergreifen seyen möchten. Hierbei fandest sich dann nun, dass der Hausschwamm seine Entstehung mehr im Erdboden hatte als dass man demselben der feuchten Kirchenmauer zuschreiben könnte, was ich im August 1829 glaubte. Die jetzige Kirche zu Naensen ist bekanntlich viel größer, als die frühere Kirche war und fasst einen beträchtlichen Raum mit in sicher früherhin Gräber sich fanden. Wahrscheinlich ist daher im Erdboden etwas stehen geblieben, wodurch sich der Hausschwamm erzeugt hat, obgleich mir beim Ausräumen des Erdbodens kein Stück Holz oder sonst etwas Verdächtiges vorkam, dem die Entstehung des Schwammes mit Gewissheit zuzuschreiben gewesen wäre. ? Der Hausschwamm war indessen im Erdboden verbreitet und musste beinahe das ganze hohe Chor an den bis vier Fuß tief ausgeräumt werden. Hierauf folgte nun, dass der untere Teil der Altarwand an den Stellen, wo der Beichtstuhl und wo der Aufzug zur Kanzel sich befindet, erneuert werden musste, um dass nur der runde Teil der Altarwand stehen bleiben konnte, auch dass ferner die ganze Altarwand desgleichen die Wand zum Beichtstuhle nun zu untermauern war. Ebenso musste der Altar weggenommen und späterhin wieder hingestellt, der Fußboden des hohen Chors und hinter der Altarwand von seinen Sollingplatten befreit, nachher aber wieder damit belegt worden, nicht minder war der Fußboden des Beichtstuhls zu erneuern, die Seitenwand desselben wieder herzustellen, und die nach der Kanzel führende Treppe zu renovieren. Endlich bedürften noch die Bänke auf dem hohen Chor teils einer Erneuerung teils einer Reparatur. Ob nun diese Sachen sämtlich beschafft sind, ist mir nicht bekannt, indem ich, wie ich sicher weiter oben gehorsamst bemerkte, keinen Auftrag hatte, mich um die Ausführung der Baulichkeiten zu bekümmern, und ich also nur so lange hinging, dass ich bestimmen konnte, wie weit das Terrain auszukummern war. Ich habe derzeit dem Maurermeister Warnecke zu Ammensen gesagt, dass das hohe Chor nur mit trockenem Steinkummer frei von allem Holze, Strohe, Rasen und sonstigen Gegenständen, die verfaulen und Schwamm erzeugen könnten, wieder verfüllt werden müsste! Ob solches geschehen, kann ich nicht wissen. Auch halte ich es für nötig, dass die Fenster der qu. Kirche bei gutem Wetter zuöffnet werden, damit Luft die Kirche durchstreifen kann. Der von mir im Monate August 1829 gefertigte Kostenanschlag konnte bei der Ausführung nicht genügen, da sich die Sache hierbei ganz anders gestaltete, und hatte ich daher die Absicht, einen anderweiten Kostenanschlag anzufertigen. Da aber der Maurermeister Warnecke zu Ammensen mir sagte, dass der Herr Justizamtmann Kühne geäußert habe, ein anderer Kostenanschlag sey von mir nicht nöthig, vielmehr könnte die Rechnungen so liquidiert werden, so ist die Fertigung eines zweiten Kostenanschlages von meiner Seite unterblieben.
Mit der größten Hochachtung verharret gehorsamst
Gandersheim, den 22ten Januar 1831 Der Cammer-Baumeister
Dem Herrn Superintendent Guthe zur Notiz und demnächstiger Remission ad Acta.
Greene den 27ten Januar 1831 Herzogliches Kreisamt
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