Quellen |
- [S5] LDZ, aus Gronau / Leine, 1 Aug 1885.
Am Sonnabend, Abends gegen 8 Uhr, erkrankte in der Nähe unseres Bahnhofes unser allverehrter Seelsorger, Herr Pastor Bock, und verschied nach kurzer Zeit auf dem Transporte nach seiner Wohnung. Der Entschlafene hatte ein sehr bewegtes Leben hinter sich, weshalb wir es für unsere Pflicht halten, einige aus demselben zu Nutz und Fommen hervorzuheben: ?Sein Vater war der wegen seiner Menschenfreundlichkeit noch heute in gutem Andenken lebende Arzt zu Coppenbrügge. Pastor Friedr. Bock wurde am 20. März 1825 zu Coppenbrügge geboren. Schon frühe hat er seine treue Mutter zu beweinen. Nach seiner Confirmation besucht er die Gymnasien zu Hannover und Lüneburg und nach wohlbestandenem Abiturientenexamen studierte er mit seinem Bruder auf der Universität Göttingen. Da sein Vater in seiner Herzensgüte fast alle seine Einnahmen verschenkte und weniger für die Familie zusammengespart hatte, so brachten die beiden studirenden Söhne ihre Studienzeit in Göttingen unter den kümmerlichsten Verhältnissen zu, sparten im Winter Feuerung und suchten die Kälte durch Decken und Betten zu vertreiben, gönnten sich auch nur Halbhost. Daher mag's auch gekommen sein, daß eine schwere Krankheit den Studenten Friedr. Bock dahinzuraffen drohte; doch der Herr ließ ihn erstarken und wir treffen ihn nachher als Hülfsprediger in Stöcken, später als Vorsteher einer Privatschule in Stolzenau. Hier lernte er seine ihn jetzt betrauernde Gemahlin kennen und verlobte sich mit derselben. Schwer war es damals den Theologen eine Anstellung zu erhalten; deshalb nahm der Candidat Bock eine Stellung an als Lehrer der Pflanzschule Leopoldina in Brasilien. Doch nach 4 Jahren eilte er seiner Heimat wieder zu und erhielt die Predigerstelle in Altenau am Harz, die ihn nur kümmerlich nährte, da deren Einnahmen meistens in Accidenzien bestanden, welche oft erlassen oder geschenkt werden mußten. In Altenau verheirathet er sich und blieb am Orte 13 Jahre, getragen von der Liebe und Verehrung der Gemeinde. Von hier wurde der Entschlafene nach Gronau versetzt und erhielt nach 2 Jahren die Pfarrstelle in Banteln. Wie überall, so auch in Banteln wußte er sich durch seine Treue und Gewissenhaftigkeit im Amte, durch seinen musterhaften Wandel, seine aufrichtige, ungeheuchelte Freundlichkeit, seine aufopfernde Thätigkeit in der Seelsorge, kurz, durch alles, was einen "guten Menschen", einen aufrichtigen Jünger des Herrn ausmacht, die Liebe und Verehrung der ganzen Gemeinde zu erwerben und zu bewahren. Nach dem Urtheile seiner Lehrer ist er als Lokalschulinspektor stets ein treuer, väterlicher Berather, Freund und Bruder gewesen, der immer nur der Schule und der Lehrer Wohl im Auge gehabt hat
- [S5] LDZ, aus Gronau / Leine, 6 Aug 1885.
Am Dienstag Nachmittag wurde die Leiche unseres hochverehrten Pastors, Herrn Bock, zu Grabe getragen, ein unabsehbares, aus allen Ständen, von Nah und Fern herbeigeeiltes Gefolge schloß sich dem Leichenconduct an und bekundete damit die Liebe und Verehrung, die der Entschlafene in allen Bevölkerungsschichten genossen. Sämmtliche Amtsbrüder desselben aus hiesiger Gegend waren im Gefolge vertreten. Die Grabrede, tiefergreifenden Inhalts, hielt Herr Pastor Haase aus Brüggen.
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