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- [S71] Chronik.
In der Ordinatio imperii von 817 war die Aufteilung des Reiches nach dem Tod Ludwigs des Frommen bereits festgelegt worden. Diese Reichsteilung, die als endgültige Regelung gedacht war, schloss weitere Teilungen aus. Karls Mutter, die Käserin Judith, erstrebte jedoch auch für ihren Sohn einen Anteil an der Reichsherrschaft. 829 stattete Kaiser Ludwig I. auch Karl mit einem Dukat aus mehreren alemannischen und burgundischen Ländern aus. Dies bedeutete einen politischen Kurswechsel des Kaisers und letztendlich den Anstoß zu dem folgenden Prinzipien- und Machtkampf der Jahre 830 bis 835. 831 verfügte Ludwig über eine Erweiterung des Anteils Karls. Später wies er ihm Aquitanien zu, doch erfolgte keine Ausführung dieser Regelungen. Nach der Gefangennahme Ludwigs und Karls durch Lothar und der Wiedereinsetzung Ludwigs des Frommen im Jahr 834, wurde Karl 838 zum König gekrönt. Nun wurde ihm Aquitanien als Herrschaftsbereich urkundlich zugewiesen.
Nach dem Tod seines Vaters (840) beanspruchte Lothar I. alle Kaiserrechte für sich, die sich aus der Ordination imperii
ergaben. In der Bruderschlacht von Fontenay 841 erlitt Lothar jedoch eine Niederlage, womit auch der Gedanke der
Reichseinheit zum Sterben verurteilt war. Während eines Treffens der drei Brüder 842 einigte man sich auf einen
Waffenstillstand und bereitete eine möglichst gleichmäßige Dreiteilung des Reiches vor. Im Vertrag von Verdun (843)
gelangte man zu folgender Lösung: Karl erhielt zu seinem Anspruch auf Aquitanien das gesamte Westreich; Lothar
neben Italien Gebiete in der Mitte des Reiches vom Rhein bis zur Nordsee und Ludwig sollte fortan über Bayern und das regnum orientalium Francorum herrschen.
Die Länder Karls des Kahlen waren wirtschaftlich, politisch und kulturell gut entwickelt. Ab 850 hatte er vornehmlich mit
Überfällen der Normannen zu kämpfen, besaß jedoch keine ausreichenden Abwehrmöglichkeiten. Nach einer Niederlage gegen seinen Neffen Pippin II. mußte Karl Aquitanien 844 an diesen abtreten und erst zwanzig Jahre später gelang es ihm, das Gebiet für sich zurück zu gewinnen. 861 hoffte er die Provence an sich bringen zu können, indem er seinen Neffen Karl von dort zu verdrängen suchte. Als Karl von der Provence starb traten jedoch Lothar und Ludwig dessen Nachfolge an. Dennoch versuchte Karl der Kahle weiterhin sein Reich nach Osten hin zu vergrößern. Doch auch seine Bemühungen, das Mittelreich Lothars (Lotharingien) nach dessen Tod an sich zu bringen, scheiterten.
Nachdem sich die Überfälle der Normannen häuften, musste sich Karl der Abzug durch hohe Tributzahlungen erkaufen.
Nur die Zerstrittenheit des Adels im Westreich und die Fähigkeiten seines Kanzlers Hinkmar von Reims bewahrten Karl
vor dem endgültigen Sturz.
Erst am Lebensende Ludwigs des Deutschen gelang es Karl, nach Italien vorzudringen, indem er die Söhne Ludwigs,
Karl III. und Karlmann über listete .Papst Johannes VIII. krönte Karl den Kahlen schließlich zu Weihnachten 875 in Rom
zum Kaiser und kurz darauf wurde er auch zum langobardischen König gewählt.
Ludwig dem Deutschen gelang es nicht mehr, gegen Karl ins Feld zu ziehen, da er am 28. August 876 starb. Ludwig der Jüngere verhinderte jedoch in der Schlacht von Andernach (8. Oktober 876), dass Karl zu seiner Kaiserwürde auch noch Lotharingien und das Ostreich und somit die lang erhoffte Reichseinheit dazu gewann. Nun wurde das Ostreich unter die Söhne Ludwigs des Deutschen geteilt und Karlmann konnte Karl den Kahlen aus Italien vertreiben. Auf der Flucht aus Italien starb Karl der Kahle 877 in den westlichen Alpen.
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