Quellen |
- [S71] Chronik.
Karl der Große, lat.: Carolus Magnus oder Karolus Magnus, franz./engl.: Charlemagne (* wahrscheinlich 2. April 747, gestorben am 28. Januar 814 in Aachen, war seit dem 9. Oktober 768 König des Fränkischen Reiches (bis 771 gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann). und seit dem 25. Dezember 800 römischer Kaiser. Der Enkel des Hausmeiers Karl Martells aus dem Geschlecht der Karolinger erhielt bereits zu Lebzeiten den Beinamen der Große und gilt seit dem Mittelalter als einer der bedeutendsten Herrscher des Abendlandes. Das Frankenreich erfuhr unter ihm seine größte Ausdehnung; mit seiner Krönung am Weihnachtstag 800 durch Papst Leo III. in Rom wurde Das Kaisertum im Westen erneuert. Auf Initiative Friedrich Barbarossas am 29. Dezember 1165 von Gegenpapst Paschalis III. heilig gesprochen und als Vater Europas verklärt, führten sowohl Deutsche als auch Franzosen die Anfänge ihrer Nationalgeschichte auf ihn zurück. Karl war der ältere Sohn des späteren Königs Pippin des Jüngeren und dessen Frau Bertrada. Sein Geburtsjahr ist umstritten, sein Geburtsort unbekannt. Infrage kommen Prüm, wo Bertrada sich vorwiegend aufhielt, Aachen, Düren, Quierzy, Jupille, Ingelheim sowie Herstal in der Nähe von Lüttich in Belgien. Der letzteren Region entstammen beide Fränkischen Königsdynastien, Merowinger und Karolinger. Karls Biograf Einhard schrieb in seiner Vita Karoli Magni, dass über die Kindheit und Jugend des Kaisers schriftlich nichts überliefert sei und dass bei der Abfassung seines Werks - etwa 15 Jahre nach Karls Tod - niemand mehr gelebt habe, der darüber hätte berichten können. Karl I. regiert von 25.12.800 bis 28.1.814. Der Große, Charles, französisch und englisch Charlemagne. Keine Datenüberlieferung aus Kindheit und Jugend. 754 schließt Karls Vater Pippin einen Vertrag mit Papst Stephan III. in Ponthion über die fränkische Schutzherrschaft für die römische Kirche. Ausgangspunkt für die jahrhundertelangen Beziehungen und auch Auseinandersetzungen zwischen dem fränkischen, später deutschen, Reich und der römischen Kirche (Reich = Sacerdotium). Gleichzeitig werden Pippin und seine beiden Söhne Karlmann und Karl durch den Papst in St. Denis zu Königen gesalbt. Nach dem Tod des Vaters Aufteilung des Reiches zwischen Karlmann und Karl. Dies führte zu Differenzen zwischen den Brüdern, die erst mit dem Tod Karlmann 771 endeten. Karl übernahm nun auch die Herrschaft über dessen Reichsteil, während er die Söhne Karlmanns von der Erbfolge ausschloss. Karls 41jährige Herrschaft war vor allem durch die fast ununterbrochen geführten Kriege geprägt. 774 gelang ihm mit der Eroberung von Pavia die Unterwerfung der Langobarden. Von nun an nannte er sich König der Franken und Langobarden (rex Francorum et Langobardorum) und führte gleichzeitig den Patricius-Titel, der ihn als Schutzherrn von Rom kennzeichnete. Mit der Entmachtung Herzog Tassilos III. von Bayern führte Karl 798 eine Metropolitahnverfassung für Bayern ein: Einheit von Kirchenprovinz (Salzburg) und Stammesgebiet. Im Jahr 795 konnte er die Awaren in ihrer Expansion nach Westen aufhalten und niederwerfen. Und auch deren Aufstände von 799 und 802 blieben ohne Erfolg. Am längsten jedoch kämpfte Karl gegen die sächsischen Stämme. Deren Unterwerfung gelang ihm erst nach 32 Jahren des Kampfes. Unter dem Sachsenführer Widukind kam es immer wieder zu Aufständen. Widukind kapitulierte 785 und wurde getauft. Nach den vielen Misserfolgen während der ersten Kriegszüge, brachen letztendlich Strafexpeditionen und ein hartes Vorgehen bei der Durchsetzung der fränkischen Macht den Widerstand der Sachsen. Alle unterworfenen Stämme wurden durch Missionierung und Einführung der Grafschaftsverfassung in das Großreich Karls eingegliedert. Das fränkische Reich wurde somit in seiner Struktur umgewandelt: Auf der Grundlage der biblischen Idee vom heiligen Volk und der heiligen Monarchie'' stellte er im Kapitular von Heristal (789) die Franken als Nachfolger des alten Israel und als erwähltes Volk dar und sich selbst als neuen König David. Seine Untertanen mussten dem König Treue schwören; jeder Aufstandsversuch oder nur das Zeichen von Untreue wurden als Vergehen gegen die Religion angesehen und streng bestraft. Das Reich selbst wurde in Gaue eingeteilt, die von Gaugrafen verwaltet wurden in einer streng zentralistischen Organisation. Sibylle wurden direkt vom König bestellt und walteten nach seinem Willen. Nominativ stand Karl nun an der Spitze der bestehenden Reiche, obwohl der Basileus von Byzanz weiterhin seinen Anspruch auf die Weltherrschaft bekräftigte. Dieser Anspruch führte aber auch zu Auseinandersetzungen zwischen Byzanz und dem Papsttum in Italien (aufgrund der Petrus-Doktrin). Im Zuge von Rivalitäten innerhalb des Stadtadels in Rom wurde Papst Leo 799 in Rom überfallen und floh zum Hoftag Karls nach Paderborn, um ihn an seine Pflichten gegenüber der Kirche in Rom zu erinnern. Leo erhielt militärischen Begleitschutz nach Rom und wurde alsbald als Papst wieder eingesetzt. Vermutlich fiel schon in Paderborn eine Entscheidung über die Kaiserkrönung Karls. Dieser wurde während seines kommenden Romaufenthalts zu Weihnachten 800 in Rom durch den Papst Leo III. zum Kaiser der Römer'' gekrönt und erhielt die Akklamation durch das römische Volk. In den folgenden Regierungsjahren als Kaiser festigte Karl seine Herrschaft: er führte Kapitularien ein, ließ die Stammesrechte schriftlich niederlegen und band vor allem die Kirche fest in die Reichsverwaltung mit ein. 812 wurde seine Kaiserwürde von Byzanz anerkannt. Im Gegenzug musste er jedoch auf Süditalien und Venetien verzichten. Im Reichsteilungsgesetz von 806 (Divisio regnorum) teilte Karl sein Reich unter die Söhne Karl d. J., Pippin und Ludwig. Nach dem Tod der älteren Söhne (810 und 811) wurde dieses Gesetz jedoch hinfällig, Ludwig wurde 814 der alleinige Erbe, nachdem er noch 813 von seinem Vater eigenhändig in Aachen zum Mitkaiser gekrönt worden war. Karls kulturelle Verdienste waren vielfältig. So übernahm er Lebensstil und Sitten seiner germanischen Vorfahren, sprach die fränkische Mundart Austriens und trug traditionelle Kleidung, während er gleichzeitig versuchte, die byzantinischen Traditionen vor allem in Aachen zu kopieren. Als Patron der Künste und Literatur förderte er die Gelehrsamkeit im Reich und zog Gelehrte aus allen Teilen der bekannten Welt an seine Pfalz in Aachen (karolingische Renaissance'). Auf Initiative Kaiser Friedrich Barbarossas wurde Karl am 29. Dezember1165 von Gegenpapst Paschalis III. heiliggesprochen und zum ?Pater Europae? (?Vater Europas?) erklärt. Sowohl Deutsche als auch Franzosen führen die Anfänge ihrer Nationalgeschichte auf Karl den Großen zurück. Karls Ehe-, Sexual- und Familienleben stand in eklatantem Widerspruch zu den kirchlichen Moralvorstellungen und dem darauf aufbauenden Kirchenrecht. Schon die Verstoßung seiner ersten langobardischen Ehefrau und die anschließende Wiederheirat mit der Alemannin Hildegard waren kirchenrechtlich anstößig, weil sie gegen das Unauflöslichkeitsprinzip der Ehe verstießen. Schlimmer noch war aber aus kirchlicher Sicht, dass er außer mit seinen Ehefrauen auch sexuellen Umgang mit einer Reihe von Konkubinen pflegte, von denen einige den Status regelrechter Nebenfrauen hatten und ihm auch Nachkommen schenkten. Außerdem verhinderte Karl, möglicherweise auch aus politischen Gründen, dass seine Töchter heirateten, duldete aber stillschweigend, dass sie mit Mitgliedern der Hofgesellschaft im Konkubinat lebten. Erst nach Karls Tod konnten diese Verhältnisse offen kritisiert werden, zumal sein kirchlich erzogener Sohn Ludwig der Fromme daran Anstoß nahm und als eine seiner ersten Maßnahmen die Konkubinen seines Vaters und deren Kinder vom Hof verbannte und in Klöstern unterbringen ließ.
|